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30.09.2020

Fischadler im Auenschutzgebiet Rietheim

Fischadler am Chly-Rhy

Zum zweiten Mal im Verlauf eines Monats wurde ein Fischadler in Auenschutzgebiet Chly-Rhy in Rietheim dokumentiert. Der grosse Greifvogel ernährt sich hauptsächlich von Fisch und wurde Anfang 20. Jahrhundert in der Schweiz als Brutvogel ausgerottet. In Deutschland und Frankreich entwickeln sich die Bestände jedoch sehr erfreulich, so dass es gut möglich ist, dass er dereinst auch in Rietheim wieder ansässig wird.

«Das ist ein schöner Lohn für unsere Arbeit» freut sich Matthias Betsche – heute noch Präsident und morgen Geschäftsführer – von Pro Natura Aargau. Der Zugvogel wird in Deutschland geschlüpft sein und ist wohl unterwegs in den Mittelmeerraum oder nach Afrika.

Brutplattform für Fischadler in Rietheim?

Der Fischadler hat sich bisher nicht wieder als Brutvogel in der Schweiz niedergelassen, doch Lebensräume wie die Auen in Rietheim könnten durchaus besiedelt werden. Ein Faktor ist der Mangel an geeigneten Nistgelegenheiten. Hohe Bäume fehlen oft in forstwirtschaftlich genutzten Wäldern. Vor allem sind diese Adler jedoch empfindlich auf Störungen in der Nähe des Brutplatzes. Die Vogelschutzorganisation «Nos Oiseaux» setzt seit 2015 jährlich Jungvögel aus Deutschland und Frankreich aus. Damit die Tiere beim Brutgeschäft dereinst nicht gestört werden, wurden die Nisthilfen im Landwirtschaftsbetrieb der Strafanstalt Bellechasse in der Region Murtensee aufgestellt, wo selbstredend kein grosser Publikumsverkehr herrscht. Pro Natura Aargau denkt nicht an eine künstliche Wiederansiedlung. «Allerdings könnte ich mir durchaus die Anbringung einer Anzahl geeigneter Nisthilfen im Chly-Rhy Gebiet vorstellen.» sagt Matthias Betsche. «Diese können in den ruhigeren Bereichen des Chly-Rhy oder auch auf der mit dem Projekt am Koblenzer laufen neu entstehenden Insel montiert werden.»

Naturschutz lohnt sich

«Der Fischadler ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich Renaturierungen lohnen» ist Betsche überzeugt. «Wir sind auf dem richtigen Weg!» Das Schutzgebiet Chly-Rhy konnte nach 15 Jahren Überzeugungsarbeit und Planung gemeinsam mit dem Kanton realisiert werden. «Normalerweise brüten junge Fischadler ca. 50 km vom Ort entfernt, wo sie einst geschlüpft sind.» sagt Matthias Betsche und fügt mit zeitlichem Weitblick an: «Da wäre die renaturierte Aue bei Sins-Reussegg der richtige Ort für den übernächsten Ausbreitungsschritt!»

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