freiwilliges Quellen-Kartierteam
13.12.2022

Verborgene Schätze – den natürlichen Aargauer Quell-Lebensräumen auf der Spur

Natürliche, ungestörte Quellen sind sehr selten geworden. Mit der grossartigen Hilfe von Freiwilligen werden diese unscheinbaren Lebensräume aktuell im Kanton Aargau kartiert. Dadurch soll mehr über den Zustand der Aargauer Quellen in Erfahrung gebracht werden. Pro Natura Aargau hat sich mit zwei besonders engagierten Freiwilligen getroffen

Margrit und Dieter Probst arbeiten seit zwei Jahren fleissig am Projekt mit und haben bereits unzählige Quellen kartiert. Beide sind sehr naturverbunden und nach ihrer Pensionierung nun auf den Spuren der Quellen unterwegs.

Pro Natura Aargau: Wieso macht ihr bei diesem Projekt mit?

DP: Wir wollten etwas Sinnvolles in der Natur machen und nicht nur eine «Rakete starten, Puff…und alles ist vorbei». Ausserdem hat mir die Herausforderung gefallen, die Quellen draussen in der Natur zu suchen und als Treuhänder natürlich auch, diese dann zu protokollieren. Auf das Projekt aufmerksam wurden wir durch das «Lokal».

Mit den Quellen assoziieren wir oftmals Trinkwasser, doch Quellen haben so vielfältige Funktionen, war euch dies vorgängig bewusst?

DP: Ich hatte zuvor eigentlich keine klare Vorstellung von einer Quelle. Ich dachte immer, dass dies ein sprudelnder Bach sein muss. Ich hatte mir nicht überlegt, woher das Wasser kommt oder dass es verschiedene Arten von Quellaustritten gibt oder dass es sogar Tiere gibt, die in Quellen leben. Dementsprechend hat sich meine Vorstellung von einer Quelle total verändert.

Was fasziniert euch den besonders an den Quellen?

MP: Durch diese Freiwilligenarbeit habe ich einen sehr bereichernden Einblick in eine neue, mir zuvor unbekannte Welt erhalten. Es hat bei mir aber auch eine Neugier geweckt und ich habe vermehrt Fachartikel über das Thema gelesen. Wusste ich vor ein paar Monaten noch nicht viel über Quelltierchen, haben wir nun in sehr vielen Quellen Bachflohkrebse und einmal sogar eine Köcherfliegenlarve entdeckt.

Probst Quellkartierer

Wie sieht denn eure Arbeit als KartiererIn aus? 

MP: Ich empfehle allen für diese Arbeit gute Schuhe und Kleidung zu tragen. Die grösseren Strecken legen wir mit dem E-Bike zurück und bis zur Quelle gehen wir zu Fuss. Dieter legt jeweils die Route mit den zu kartierenden Quellstandorten fest, füllt vor Ort die Protokolle aus und macht die Fotodokumentation. Ich hingegen bin sozusagen für das Labor zuständig: sprich ich messe die Temperatur im Quellbereich und suche nach den Makrozoobenthos (Quelltierchen). Wir ergänzen uns wirklich sehr gut.

DP: Sich im Wald einen Weg zur Quelle zu bahnen, ist nicht immer ganz einfach. Es hat sich bewährt, den Wildwechseln zu folgen, da die Tiere sich ebenfalls einen Weg zum Wasser suchen. Wenn dies nicht zum erwünschten Erfolg führt, lohnt es sich beim Gehen einfach die Füsse richtig zu heben – halt wie ein Storch. Sonst fällt man in die Brombeeren. 

Was gefällt euch besonders an dieser Aufgabe? 

DP: Die Suche stellt eine gewisse Herausforderung dar, dafür lernt man ein Gebiet ganz anders kennen. Denn die Topografie bekommt durch das ständige Suchen nach den Quellstandorte eine neue Bedeutung. Man fragt sich zum Beispiel: von welcher Richtung komme ich am besten zur Quelle in diesem Abhang? Vor allem aber durften wir durch die Kartierungen viele neue, spannende und auch besonders schöne und unvergessliche Gebiete entdecken, wie eine Quelle, die unter einem Baum entsprang. Es sah aus wie in einem Märchen!

Wie steht es eurer Meinung nach um den Zustand der Quellen? 

MP: Bei uns erweckte vor allem das Auffinden von Quelltierchen in natürlichen und intakten Quellen den Eindruck, dass es diesen Quellen gut geht. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass den Quell-Lebensräumen zu wenig Beachtung geschenkt wird. An gewissen Quellstandorten bin ich davon überzeugt, dass mit nur wenig Aufwand ein schöner und natürlicher Quell-Lebensraum entstehen könnte. 
In bebauten Gebieten sowie im Offenland sind viele Quellen oder auch Quellbächlein drainiert, versiegelt oder gefasst. Dadurch sind sie leider teilweise oder sogar ganz verschwunden. 
 

Laborarbeit beim Quellen Kartieren

Pro Natura Aargau erarbeitet die Quellkartierung in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau und dem Jurapark Aargau.


Interview & Fotos: Lisa Hallwyler (Praktikantin Pro Natura Aargau)
 

Hier ein fotografischer Einblick in die Arbeit der freiwilligen Quellenkartierenden:

Weiterführende Informationen

Info

Möchten Sie auch mitmachen und Quellen kartieren? Auch 2023 und 2024 suchen wir wieder Freiwillige Quellkartier*innen. Weitere Informationen und Anmeldung unter:

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